Hier noch ein Märchen aus alten Zeiten:

 

"Des Kaisers neue Kleider"

 

Es war einmal ein eitler Kaiser, der sehr viel Wert auf sein Äußeres legte. Doch eines Tages kamen Betrüger zum Hofe, die sich die Eitelkeit des Kaisers zu Nutze machen wollten. Sie sagten dem Kaiser, dass sie die schönsten und prächtigsten Kleider weben könnten. Doch seien Farben und Muster der Gewänder nicht nur ungewöhnlich schön, vielmehr hätten sie die Eigenschaft, dass sie für dumme Menschen unsichtbar seien und nur von Menschen gesehen werden könnten, die ihres Amts würdig und besonders klug sind. Dies gefiel dem Kaiser und er beauftragte die Betrüger für viel Geld diese besonderen Gewänder zu weben.

 

Der Kaiser wundert sich zunächst, dass er die Gewänder nicht sehen kann, erinnert sich aber, dass diese ja nur von klugen Menschen gesehen werden können. Aber er will ja nicht zu den dummen Menschen gehören und glaubt den Betrügern mehr, als seinen eigenen Sinnen. Aus Eitelkeit und Unsicherheit lässt er sich also die „unsichtbaren“ Gewänder umlegen. Aus Furcht um ihre Stellung spricht keiner der Hofleute - nicht einmal der treueste Minister - die offensichtliche Wahrheit aus.

 

Als der Kaiser den Hof für eine Parade verließ, um dem Volk stolz seine neuen Gewänder zu präsentieren, glaubten auch diese mehr der offiziellen Version als ihren eigenen Augen.

 

Erst als ein Kind laut ausruft: "Der Kaiser hat gar keine Kleider an", fliegt der Schwindel auf.

 

(Zur Erinnerung an Hans Christian Andersen)